Das erste Mal CircleWay – ein Erfahrungsbericht vom Camp in Siegum

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von Isabelle


CircleWay, „Das hat doch irgendwas mit Kreisen zu tun?“, dachte ich mir. Ich wusste zumindest, dass es da um Redekreise geht, aber dann hörte es auch schon auf. So ließ ich mich unbefangen auf eine neue Erfahrung ein. Allerdings muss ich sagen, dass das Wetter vor Ort sehr kalt war. Am Anfang wollte ich am liebsten zurück auf meine warme Couch. Aber der erste Icebreaker war tatsächlich die Sauna und je mehr das Programm losging und das Wetter sich auch besserte, umso schöner fand ich es auf dem Camp.

Schon beim Ankommen habe ich es so empfunden, dass die Menschen auf dem Camp sehr herzlich waren. Sie hatten etwas Warmherziges und zum Teil auch Leuchtendes in ihren Augen. Für mich sind an Orten immer die Menschen interessant, denen ich dort begegne. Viele Leute kannten sich schon untereinander und es wurde sich teilweise lang umarmt – was für mich immer ein bisschen befremdlich ist. Aber ich finde es auch schön, wenn Leute in solchen Kreisen die Möglichkeit haben, ihrem Bedürfnis nach Nähe nachzugehen.

Sie waren da, weil sie Lust hatten, gemeinsam über Sachen zu reden und sich persönlich weiterzuentwickeln. Man hat gemerkt, dass sie alle aus intrinsischen Motiven da waren. Das finde ich, ist eine schöne Grundlage gewesen. Und das Camp war sehr generationsübergreifend – vom kleinen Baby bis zum Rentner und zur Rentnerin waren alle dabei!

Dann muss ich sagen, dass Ellika einfach eine sehr besondere Energie und Ausstrahlung hatte. Sie hatte etwas ganz weiches, mütterliches. Das hat mich sehr berührt. Auch die Geschichten, die sie erzählt hat und die Art, wie sie diese erzählen konnte. Sie hatte dabei fast ein kindliches Wesen- trotz ihres hohen Alters. Das fand ich total schön, sie nicht Guru-mäßig, sondern als spirituelle Leitung bzw. als Älteste kennenzulernen.

Ich verstand schnell, wie so ein Camp strukturell aufgebaut ist: Wir treffen uns zweimal zum großen Kreis, wir treffen uns zweimal im kleinen Kreis, in den Clans, es gibt Verpflegung und wir teilen die Aufgaben gemeinsam auf, machen Karma-Jobs usw.

Es war natürlich total neu für mich, in der Gruppe im Kreis zu sitzen, wo ein Redestab umgeht und dass dem, der dieses Redetool hat, aufmerksam zugehört wird. Was ich besonders schön finde, war der Hinweis, dass man versucht wertfrei zuzuhören und auch so zuhört, dass man nicht denkt, man müsste danach einen Tipp geben oder seine eigene Erfahrung dazu teilen. Ich habe in meiner Erziehung stark beigebracht bekommen, dass eine gute Kommunikation bedeutet, sich den Ball ausgewogen hin und her zu werfen. Das fand ich einfach mal schön, dass ich sowohl als Sprechende alles für mich sagen konnte und aber auch als Zuhörende nicht die ganze Zeit in diesem Frage-Antwortspiel gehangen habe, sondern einfach wirklich aktiv zuhören kann und soll. Das ist aber natürlich auch eine große Herausforderung gewesen, nicht in Gedanken schon die Antworten vorzuformulieren.

Ich denke mir, man könnte das auch ab und zu in Alltagssituation gebrauchen, aber wenn man mit solchen Sachen anfängt, wird man in gewissen Kreisen schnell als irgendwie übertrieben, als „Eso“ oder spirituell abgehakt. Dabei finde ich, dass auf so einem CircleWay Camp tatsächlich tolle Kommunikationstools erprobt werden, die auch psychologisch total Sinn ergeben. Tatsächlich würde ich mir das auch gerade heute in Workshops oder auf der Arbeit mehr wünschen. Dort kommen wir zu oft in Situationen, wo wir parallel reden oder uns unterbrechen. Es ist eine schöne Methode, sich gegenseitig aufmerksam zuzuhören – das realisierte ich sehr schnell.

Neu war für mich auch der Clan. Mit dem Wort hatte ich eher etwas Negatives assoziiert. Mir kam dieser Ku-Klux-Klan in den Kopf. Weiße Männer, die Leute verbrennen. Ich wusste erstmal nicht so viel damit anzufangen. Schnell war es aber für mich total sinnhaft, dass es solche Kleingruppen gibt, in denen man sich tiefer austauschen und auch tiefer in die Formate gehen konnte.

Am Anfang fand ich es schwierig, weil in unserem Clan gleich ein Konflikt aufkam. Es war toll und interessant, wie wir damit umgegangen sind. Wir haben sozusagen gleich am ersten Tag Konfliktlösung betrieben. Ich dachte erst, dass der Konflikt viel überschatten wird und es dadurch schwieriger sein würde, mich im Clan zu öffnen und über meine eigenen Themen zu reden – aber wir haben es dann doch gut geschafft, damit gut umzugehen. Was ich interessant finde, weil man eben nicht nur Themen von sich reinbringt – sozusagen aus der anderen Welt bzw. aus seiner privaten Welt – sondern dort auch neue Themen entstehen und man z.T. dadurch auch an alte Themen erinnert wird. Mit diesen Themen konnte dann direkt mit den vor Ort angewandten Methoden, wie zum Beispiel dem Redestab, gelernt werden umzugehen.

Schön fand ich auch, dass ich meine Redezeit ebenso nutzen konnte, um Sachen wie Massagen zu bekommen oder ein Spiel zu spielen. Das fand ich spannend, dass es sich nicht nur auf das Reden beschränken musste. Da glaube ich, dass es einen Unterschied macht, wenn einige Leute im Clan schon mehr Circle-Erfahrung mitbringen und Leute wie ich davon profitieren können und sich dann so gute Sachen wie z.B. Massagen abgucken können.

Einige beherrschen diese Tools bereits sehr gut, was man auch an kleinen Details merkt, wie zum Beispiel der Möglichkeit, nach der Redezeit eine Frage zu stellen. Oft handelt es sich dabei um eine humorvolle Frage oder eine Logikfrage, die dazu dient, die andere Gehirnhälfte wieder einzubinden. Das fand ich besonders interessant! Vor allem, dass es diese Möglichkeit gibt, durch eine rationale Frage schnell wieder aus emotionalen Zuständen herauszukommen. Insgesamt empfand ich es als sehr berührend, wie sich alle gegenseitig unterstützt haben und jeder im Kreis seinen Beitrag leistete.

Das CircleWay Camp war für mich auch ein Rauskommen aus dem Alltagsdenken. Dass wir uns z.B. auch Themen wie Visionen genauer angeschaut haben und wie wir diese umsetzen könnten, oder dass wir uns unsere Kindheitserinnerung gegenseitig erzählen sollten oder auch positive Erinnerungen und dass wir regelmäßig Dankbarkeitsrunden gemacht haben. Dankbarkeit ist tatsächlich etwas, was ich schon generell versuche, viel in meinen Alltag zu integrieren. Ich versuche, das Positive aus den Dingen zu ziehen und die positiven Sachen zu sehen.Ich kann mir aber auch vorstellen, dass das vielen schwerfällt. Ich selbst habe auch manchmal Tage, wo es mir schwerfällt und dann finde ich, dass dieses Sich-bewusst-machen-wofür-man-alles-dankbar-sein-kann eine sehr hilfreiche Methode ist.

Und fast hätte ich es Vergessen! Das gemeinsame Singen war natürlich sehr besonderes! Das mache ich im Alltag auch viel zu selten, obwohl es ja sogar wissenschaftlich erwiesen ist, dass Singen Endorphine produziert. Es wurde immer zur Begrüßung von neuen Personen und zur Verabschiedung von Personen, die früher gehen mussten, ein Lied gesungen wurde. Durch diese spezielle Aufmerksamkeit wurde das Kommen und das Gehen der Menschen besonders geachtet und die Begegnung mit den Menschen hatte dadurch auch irgendwie etwas Rundes.

Mein Fazit: Natürlich brauchte ich kurz, um in das Camp reinzukommen, aber ich habe mich dort sehr wohl gefühlt. Alle hatten eine sehr herzliche Art. Es war etwas besonderes so einen Raum zu haben, wo man mit Leuten eine schöne Zeit haben kann und gleichzeitig auch mehr über sich erfährt und über seine eigenen Gedanken und Gefühle.

Generell würde ich jedem raten, vielleicht danach noch ein-zwei Tage Urlaub zu nehmen und vielleicht nicht direkt am Montag wieder arbeiten zu müssen. Ich glaube, es wäre echt schön gewesen, wenn ich noch ein bisschen Zeit gehabt hätte, um das ganze nochmal wirken zu lassen und in Ruhe zu Hause anzukommen. So oder so kann ich mir gut vorstellen, wieder an einem CircleWay Camp teilzunehmen.

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