Vertrauen in den Gemeinschaftsprozess
Erlebnisbericht vom Comunity Building Workshop
Eine besondere Möglichkeit Gemeinschaft als Prozess zu erleben und gleichzeitig etwas über sich selbst zu erfahren, bietet die Idee der Gemeinschaftsbildung nach Scott Peck.
Heiko nahm am vergangenen Wochenende die Gelegenheit war und besuchte einen CB Workshop bei uns in Cottbus…
Es ist Freitag Nachmittag. Zwei liebenswürdige Organisatorinnen haben mich und 10 weitere Menschen in die freundlich, organisch gestalteten Räume des Familienhaus Cottbus eingeladen.
Nach einem kurzen “Hallo” kommen wir im Kreis zusammen.
Einige der Teilnehmer kenne ich flüchtig. Es gibt keine typische Begrüßungs- “Wer & Wo bin ich gerade” – Runde. Auf dem Boden liegen ein paar A4 Blätter mit Kommunikationsempfehlungen. Zum Beispiel: “Gehe ein Risiko ein”, “Sprich wenn Du bewegt bist”, „Übernimm die Verantwortung für Dich und die Gruppe” und “Erkenne die Qualität von Schweigen und Stille” und noch einige mehr.
Die zwei Begleiter stellen sich kurz vor und geben uns eine kurze Information, auf was wir uns einlassen werden. Sie “verraten” nicht viel – nach ca. 10min wünschen Sie uns auch schon eine “gute Reise” und dann tauchen wir ein – in die erste Stille.
Es fühlt sich etwas befremdlich an, so ohne etwas voneinander zu wissen, einfach anzufangen, und doch ist genau das Teil der Idee der Gemeinschaftsbildung nach Scott Peck. Vor uns liegen 3 gemeinsame Tage (5x3h) voll Lauschen, entdecken, lachen, aushalten, austauschen, suchen, vertrauen, staunen, weinen und – immer wieder spüren. Was will gesagt werden, was will ich – ja, was muss ich jetzt sagen. Was ist mir wichtig zu sagen? Was ist für die Gruppe wichtig?
Irgendwann ergreift jemand das erste Wort, bezieht sich auf die Empfehlung “ein Risiko ein zu gehen” und erzählt von seinem unangenehmen, ängstlich, aufgeregten Gefühl hier mit uns (noch) Fremden zu sitzen. Er spricht von sich, erzählt uns das es nicht leicht für Ihn ist die Stille mit uns auszuhalten, aber genau auch jetzt so viel Aufmerksamkeit zu haben. Mir geht es ähnlich und ich merke wie ich einhaken will, nachdem er gesagt hat was Ihn gerade bewegt. Doch es gibt noch einen anderen Impuls in mir der mich zurück hält. Ich möchte gern bewusster kommunizieren – nicht auf Gesagtes reagieren wie es üblich ist. Damit scheine ich nicht der einzige zu sein. Die Stille wird zu einem wertvollen Begleiter für uns alle. Ein Raum aus dem heraus wir unser aller Gemeinschaftswesen erspüren und kreieren werden.
Der Kreis besteht aus dem, was jeder von sich Preis gibt, wieviel, wie tief jeder sich mitteilen will, in welchem Maße wir uns aufeinander beziehen, wie wir mit aufkommenden Konflikten umgehen – kurz: wie sehr sich jeder einzelne auf die Gruppe einlassen will. Suchend, tastend, mal leise, mal stürmisch und kreuz und quer durchwandern wir die vier von Scott Peck eruierten Phasen dieses Prozesses. In der “Pseudo-Phase” sind alle noch voller kontaktfreudiger Begeisterung für den kommenden gemeinsamen Weg. In der darauf folgenden “Chaos-Phase” treten dann erste Unterschiede, Meinungen oder Eigenheiten hervor und lassen Diskussionen und Konflikte verschiedenen Ausmaßes entstehen. Je nachdem wie intensiv Konflikte aufbrechen und die Gruppe damit umgeht, können dadurch Gefühle der Leere, Sinnlosigkeit oder sogar Langeweile entstehen. Es entsteht eine Arte Desillusionierung der eigenen Vorstellung über einzelne Personen oder welche Idee ich mit der Gruppe verbunden habe, wie ich sie mir vielleicht auch gewünscht habe…
Diese “Phase der Leere” erfordert einiges an Bereitschaft zur Neubewertung in jedem
von uns und auch gegenüber anderen. Jetzt weiß ich was unsere Begleiter mit “Experimentierraum zur persönlichen Abrüstung” gemeint haben. Ich frage mich “Was will ich hier?” und “Was will ich mit der Gruppe?” – Es geht darum sich nach dem durchlebten “Sturm” klar zu werden, ob ich persönlich mit der Gruppe weitergehen will und was ich dafür noch brauche bzw. was ich dafür noch mit wem zu klären habe. Durch die mehrheitliche gefühlte Bereitschaft dazu in jedem einzelnen von uns, betreten wir die “Phase der authentischen Gemeinschaft”. Wir haben uns synchronisiert, wie ich es bezeichnen würde, und es entsteht ein harmonisiertes Gruppenwesen, dass uns miteinander verbindet. Wir gehen ineinander auf. Große Verbundenheit, Dankbarkeit und Demut durchfluten den Raum. Da ist er wieder – dieser Frieden nachdem sich mein Wesen so sehnt und weshalb ich diesen Wege der Kreise gehe.
Was diese Art der Zusammenkunft im Kreis für mich zu etwas besonderem Macht ist das unvorbereitete losziehen und erkunden des Unbekannten zwischen uns. Der lange, nicht geleitete Zeitrahmen von 15h gab mir einen bisher noch nicht erlebten Freiraum zu Erkundung meiner Impulse. Ich sprach aus einem dringenden Gefühl heraus, ohne zu wissen, was ich sagen werde und war erstaunt über dieses authentische Fließen lassen und was es mit mir und dem Kreis macht.
Eine ganz besondere Erfahrung, die ich jedem Gemeinschafts- und Kommunikationsinteressierten wärmstens empfehlen kann.
Das Buch zur Gemeinschaftsbildung von M.Scott Peck findet Ihr hier:
http://eurotopiaversand.de/Buch-Print/Gemeinschaftsbildung.html
Weiter Infos gibts unter:
http://netzwerk-gemeinschaftsbildung.com
http://www.netzwerk-communitybuilding.eu
http://www.gemeinschaftsbildung.com/
Neuer Erfahrungsbericht von Heiko Schleinitz - Beriah Gemeinschaftsbildung
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